Was atmen wir eigentlich?

Karte der Feinstaubsensoren von Köln und Umgebung

Was atmen wir eigentlich?

In immer mehr Civic-Tech-Projekten engagieren sich Bürgerinnen und Bürger bei der Datenmessung von Feinstaub und Stickoxid.

Straßenverkehr, Müllverbrennung, Raffinerien – die Quellen der Luftverschmutzung sind vielfältig. Um verlässliche Zahlen zur Luftqualität zu erhalten, nehmen Bürgerinnen und Bürger die Datenmessung selbst in die Hand. Ein Beispiel ist die Initiative OpenAir Cologne vom Open Knowledge Lab Köln.

Zuletzt geändert am 18. März 2020

Die Bürgerinnen und Bürger atmen sie jeden Tag ein – und wissen doch kaum, was in ihr steckt: die Kölner Luft. Eine zivilgesellschaftliche Initiative schafft Transparenz in Sachen Luftqualität. In einem gemeinsamen Projekt hat das Open Knowledge Lab (OK Lab) Köln zusammen mit der Stadt Köln, der Open Hardware Firma Everykey und der Technischen Hochschule Köln mit OpenAir Cologne eine Initiative zur Messung der Luftbelastung gegründet. In dem Pilotprojekt erhalten interessierte Kölnerinnen und Kölner Sensoren, mit denen sie die Luftdaten in ihrer Umgebung, u. a. zu Stickstoffdioxiden, messen können. Die notwendigen Fachkenntnisse zur Funktionsweise der Sensoren werden den Teilnehmenden in Workshops vermittelt.

Die Verarbeitung der Daten

Wo atmet es sich gut? Wo ist die Belastung am stärksten? Was sind die größten Verursacher? Um den Antworten zu diesen Fragen näher zu kommen, fließen alle gesammelten Daten der verschiedenen Sensoren in eine Luftdaten-Karte ein. Entwickelt wurde diese Plattform im Rahmen des Forschungsprojekts „SensorCloud“ der Technischen Hochschule Köln. Perspektivisch soll so ein flächendeckender Ausbau mit Hilfe weiterer und unterschiedlicher Sensoren ermöglicht und gewonnene Daten der Allgemeinheit als Open Data zur Verfügung gestellt werden. Dafür müssen die Sensordaten nach der Erfassung aggregiert und über eine Schnittstelle ausgelesen werden.

Bürgerinnen und Bürger forschen mit

Das Modellprojekt OpenAir Cologne der Stadt Köln hat sich die Luftdatenmessung auf die Fahne geschrieben. Doch gleichzeitig rückt das Projekt auch die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt von Zivilgesellschaft und Verwaltung in den Fokus. Auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens engagieren sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger in ähnlichen Civic-Tech-Projekten. Sie bringen sich in Bereiche ein, die ursprünglich ausschließlich staatlichen Stellen übernommen haben und bereichern diese damit um eine weitere Perspektive.

Aus Münster kommt beispielsweise die Open-Science-Initiative „senseBox“: Mit dem Baukasten „senseBox:home“ können sich Bürgerinnen und Bürger eine Messstation mit verschiedenen Sensoren zusammenstellen und über LAN, WLAN oder LoRa mit dem Internet verbinden. Eine einfache Anleitung ermöglicht den Aufbau und die Registrierung auf der openSenseMap. Danach liefert sie kontinuierlich ortsbezogene Messungen, u. a. zur Feinstaubbelastung. Als Lerntool für Schulen, Universitäten und Bildungseinrichtungen stellt senseBox außerdem den Bausatz „senseBox:edu“ zur Verfügung. Über die Datenerfassung hinaus bietet dieser Sensor Möglichkeiten zum Experimentieren und Programmieren. Und auch in Bonn wollen die Bürgerinnen und Bürger mehr über „ihre“ Luft erfahren. Das OK Lab Bonn arbeitet deshalb am Aufbau einer „Air Quality Box“ zur Messung von Feinstaub, Stickstoffmonoxid und weiteren Gasen. Wer beim Open Data Day 2018 oder dieses Jahr in Düsseldorf oder Wuppertal dabei war, hat vielleicht bereits einen Feinstaubsensor zuhause: unter Anleitung des OK Labs Düsseldorf bauten die Teilnehmenden letztes Jahr fleißig ihre eigenen Sensoren.

Mit diesen vielen engagierten Civic-Tech-Projekten lichtet sich immer mehr der Schleier - bzw. der Staub - um die Frage: Was atmen wir eigentlich?

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